"Man muss gut zuhören, sich in andere versetzen können"
5. Februar 2004
Drei Behörden werden auf Gemeindeebene vom Volk gewählt. Neben den Mitgliedern des Gemeinderates und der Geschäftsprüfungskommission auch die Vermittlerin. Katharina Bösch ist seit drei Jahren als Vermittlerin der Gemeinde Gaiserwald tätig.
Redaktion: Frau Bösch, Sie sind Vermittlerin der Gemeinde Gaiserwald. Was vermitteln Sie denn?
K. Bösch: Streitende: Wer jemand anderen vor Gericht verklagen möchte, hat – von einigen Ausnahmen abgesehen – zuerst beim zuständigen Vermittleramt ein Vermittlungsbegehren zu stellen. Erst nach der Verhandlung vor dem Vermittler kann der Kläger dann mit dem Leitschein, den ihm der Vermittler ausstellt, an das Gericht gelangen.
Redaktion: Dies tönt schon sehr juristisch. Sind Sie ausgebildete Juristin?
K. Bösch: Ja, ich habe in Zürich Jura studiert und anschliessend in St. Gallen das Anwaltspatent erworben.
Redaktion: Was benötigen Sie sonst noch für Fähigkeiten, um eine gute Vermittlerin zu sein?
K. Bösch: Man muss gut zuhören, sich in andere versetzen können, die Menschen mit ihren Problemen, auch wenn sie trivial erscheinen mögen, ernst nehmen. Man braucht aber auch Durchsetzungsvermögen, um den – teilweise recht lautstarken – Auseinandersetzungen zwischen den Parteien ein Ende zu setzen und selbst konstruktive Vorschläge einbringen zu können.
Redaktion: Wie hoch ist denn die Erfolgsquote, d.h. dass eine Einigung zustande kommt, ohne nachträgliches Gerichtsverfahren?
K. Bösch: In den ersten beiden Jahren meiner Tätigkeit konnte je in gut einem Viertel der Fälle eine Einigung zwischen den Parteien erreicht werden. Letztes Jahr hatte ich beinahe doppelt so viele Streitigkeiten zu beurteilen, konnte leider aber zahlenmässig nicht mehr Einigungen erzielen als in den Jahren zuvor.
Redaktion: Hatten Sie auch schon kuriose Fälle zu beurteilen?
K. Bösch: Es gibt immer wieder spezielle Fälle, so wenn z.B. lediglich um Fr. 16.-- gestritten wird, oder wenn ein Mann von seiner Ex-„Freundin“, welche er für ihre „Dienste“ bezahlt hatte, Geld zurückfordert.
Redaktion: Vermittlerin ist ja kein 100 %-Job. Was ist Ihre Haupttätigkeit?
K. Bösch: Ich hatte während sechs Jahren in St. Gallen zusammen mit einem Partner eine Anwaltskanzlei. Dabei habe ich vorwiegend, aber nicht nur, Scheidungsmandate geführt. Seit einem Jahr arbeite ich nun bei einer Versicherungsgesellschaft.
Redaktion: Sie wohnen und leben schon seit fünf Jahren in Engelburg. Wie gut gefällt es Ihnen hier?
K. Bösch: Sehr gut! Ich bin per Zufall hierher gekommen und werde so schnell nicht mehr wegziehen. Mir gefällt es, „auf dem Land“ zu wohnen, wo man sich auf der Strasse noch grüsst und die Nachbarn kennt. Und doch ist die Stadt mit ihren Angeboten so nah.
(Interview: A.K.)
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